Die Hunnen, asiatisches Nomadenvolk, das während des 4. und 5. Jahrhunderts von den Kaspischen Steppen aus nach Westen vordrang. Die Feldzüge der Hunnen brachten sowohl das Oströmische als auch das Weströmische Reich an den Rand der Zerstörung und kulminierten in einer Serie von Kriegen unter Attila, dem berühmtesten aller Hunnenkönige. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht absorbierten die Hunnen verschiedene andere Völker und übernahmen deren Eigenheiten, so dass sie in Europa zunehmend ihren spezifischen asiatischen Charakter verloren. Doch schon in ihrer voreuropäischen Ära war die Identität der Hunnen nicht eindeutig festzulegen, weder aufgrund ihrer physischen Erscheinung, noch nach ihrer ethnischen oder sprachlichen Besonderheiten. Übereinstimmend werden sie jedoch als angriffslustige, kraftvolle Nomaden auf relativ niedrigem kulturellen Niveau geschildert. Ihre Technik der Kriegsführung, insbesondere ihre Reiterei, war hoch entwickelt.
Während der frühen Han-Dynastie (202 v. Chr. bis 9 n. Chr.) ist im Westen Chinas ein vermutlich mit den Hunnen verwandter Stamm, die Xiongnu, bezeugt. Seine Macht schwand im 1. Jahrhundert v. Chr., und der Stamm zerfiel in zwei Gruppen. Die eine der beiden Gruppen wanderte nach Süden, die andere Gruppe orientierte sich in Richtung Westen und Nordwesten. Diese Gruppe sammelte sich zunächst am Aralsee, und in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. stießen sie unter ihrem Anführer Balamir (Balamber) in das Territorium der Alanen an der Wolga vor und besiegten diese.
375 eroberten die Hunnen das Gebiet der Ostgoten westlich der Wolga, besiegten die Westgoten und unterwarfen verschiedene andere germanische Stämme in Südosteuropa. Dieser Vorstoß der Hunnen hatte unter den germanischen Stämmen eine Fluchtbewegung ausgelöst, die in dieser Region den Beginn der Völkerwanderung markierte.
Um die Jahrhundertwende waren die Hunnen bereits bis zur Donau vorgestoßen. Unter ihrem Führer Ruga wurden die Hunnen zusammen mit den von ihnen unterworfenen germanischen Stämmen um 425 Bundes- genossen des Römischen Reiches und erhielten immense Soldzahlungen von Rom.
Rugas Nachfolger war sein Neffe Bleda, unter dem das Hunnenreich seine größte Ausdehnung hatte. Nachdem Attila seinen Bruder Bleda ermordet hatte, übernahm er die Alleinherrschaft. Er unternahm Vorstöße nach Byzanz, das ihn als gleichberechtigt anerkennen musste, nach Italien und nach Gallien. Dort wurde er 451 auf den Katalaunischen Feldern besiegt und zog sich in das Zentrum seines Reiches, die Theißebene, zurück.
Nach Attilas Tod im Jahr 453 zerfiel das Reich rasch aufgrund von Streitereien um die Nachfolge und vor allem durch eine vernichtende Niederlage gegen die Gepiden. Die Hunnen verschwanden aus Europa und gingen ab dem 6. Jahrhundert in verschiedenen anderen Völkerschaften auf (z. B. den Awaren und den Chasaren).
Frankreich entstand aus den Wirren der durch die Hunnen ausgelösten Völkerwanderung. Nachdem diese durch die vereinten Kraefte der Roemer, Westgoten, Burgunder und Franken auf den Katalunischen Feldern 451 zum Rueckzug gezwungen werden konnten, brachen fuer Europa turbulente Zeiten an. Die aus ihren Stammsitzen verdraengten Germanen fanden Geschmack am Wandern und Pluendern und fielen, wie vor ihnen die Hunnen, in ganz Europa ein. Bald darauf gruendeten sie die ersten Reiche, so die Westgoten in Toulouse (418, unter Koenig Wallia), welches bis auf das Frankenreich das bestaendigste Germanenreich war und erst 711 durch die Araber unterworfen wurde).
Attila, Beiname Gottesgeißel (um 406 bis 453), König der Hunnen (um 433 bis 453), im Deutschen auch Etzel genannt.
Über Attilas frühes Leben ist wenig bekannt, außer dass er der herrschenden Familie der Hunnen angehörte, einem asiatischen Nomadenvolk, das von den kaspischen Steppen kam und wiederholt in das Römische Reich einfiel. Bereits vor Attilas Geburt hatten die Hunnen auf ihren Raubzügen gegen das Oströmische Reich die Donau erreicht und 432 so große Macht erlangt, dass Attilas Onkel, der Hunnenkönig Roas (oder Rugilas) von Rom einen hohen jährlichen Tribut einfordern konnte. Attila folgte seinem Onkel auf den Thron, den er jedoch zunächst mit seinem Bruder Bleda teilen musste, bis er ihn 445 ermordete. 447 marschierte er durch Illyrien und verwüstete das gesamte Gebiet zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer; die Unterworfenen zwang er zum Dienst in seinem Heer. Er besiegte den byzantinischen Kaiser Theodosius II.; Konstantinopel selbst blieb nur verschont, weil die Armee der Hunnen, die sich vor allem aus Reitertruppen zusammensetzte, nicht die Voraussetzungen für eine Belagerung mitbrachte. Theodosius musste jedoch einen Teil seines Gebiets südlich der Donau abtreten und Tribut sowie jährliche Unterstützungszahlungen leisten.
Mit seinem Heer, in dem auch sehr viele Ostrogoten oder Ostgoten kämpften, fiel Attila 451 im Bund mit Gaiserich, dem König der Wandalen, in Gallien ein. Er traf dort auf den römischen Feldherrn Flavius Aetius, der ihn in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (heute Châlons-sur-Marne in der Nähe von Troyes, Frankreich) besiegte.
Es soll eine der schrecklichsten Schlachten des Altertums gewesen sein. Die Römer wurden unterstützt von den Wisigoten oder Westgoten unter ihrem König Theodoros I. (er regierte 419-451). Zeitgenössische Geschichtsschreiber geben die Verluste unter Attilas Truppen mit 200 000 bis 300 000 Mann an, eine Zahl, die heute als stark übertrieben gilt. Aetius ließ die Hunnen abziehen, verfolgte sie jedoch bis an den Rhein.
Teilweise von der Schlacht erholt, richtete Attila im folgenden Jahr seine Aufmerksamkeit auf Italien, wo er Aquilèia, Mailand, Padua und andere Städte verwüstete und gegen Rom vorrückte. Dieser Sachverhalt für sich genügt um festzustellen, daß es eine wirkliche Niederlage der Hunnen bei den Katalaunischen Feldern nicht gegeben haben kann! Weshalb es zu ihrem Abzug kam, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Rom entging der Vernichtung nur dank der Vermittlung von Papst Leo I., der den Hunnenkönig durch sein erhabenes Auftreten tief beeindruckt haben soll. 453 rüstete Attila erneut zu einem Angriff auf Italien, starb jedoch, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte.
Eine bemerkenswerte Folge von Attilas Einmarsch in Italien war, dass einige der bedrängten Völker, vor allem die Veneter im nordöstlichen Italien, auf den Inseln, in den Sumpfgebieten und den Lagunen der nördlichen Adria Zuflucht suchten und dort einen Staat gründeten, aus dem später die Republik Venedig hervorging.